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Marlena
Ich gehe zur Mauer, dorthin, wo sie ein Stück weit
vorsteht. Und stütze mich mit dem Ellenbogen ab. Habe das Gefühl,
das sie nachgibt. Das kann nicht sein. Ich lehne mich kräftiger dagegen.
Und werde das Gefühl nicht los. Bekomme Schräglage, tatsächlich.
Beobachte meine Füße, sie bleiben da, wo sie sind. Ich richte
mich wieder auf, von ihr weg, mein Hemd klebt fest. Ich ziehe es fort.
Was zurück bleibt, ist mein Ellenbogen als Abdruck, und ein schwarzer
Fleck auf meinem Hemd. Ich stelle mich nochmal hin zu ihr, diesmal mit
dem Rücken, und mit den Fingern taste ich nach dem Grund. In der
Höhe meines Beckens glaube ich, eine Wölbung zu fühlen,
darüber nichts. Weiter oben das Loch, von meinem Ellenbogen. Ich
gehe in die Hocke, ertaste etwas rundes, schmales. Daneben auch. Ich stehe
wieder auf, bohre den Zeigefinger in das Loch, solange, bis er auf etwas
Hartes stößt. Ziehe ihn zurück. Halte ihn gegen das Licht.
Kann nichts sehen, und auch nichts riechen. Ich gehe auf die Toilette,
dorthin, wo mehr Licht ist, und unter dem Fingernagel, da finde ich schließlich
Farbe. Rot und Schwarz, sonst nichts. Schmierige, aufdringliche Farbe,
die ich zu einer Wurst rolle. Ich wasche mir meine Hände und gehe
zurück. Betrachte den Vorsprung, berühre ihn nochmal, taste
mich langsam hoch. Ganz oben verschwindet er in der Wand. Ich greife nach
hinten, und meine Hände spüren etwas, das sich nach Seide anfühlt.
Ich höre einen Schrei, reiße Unter- und Oberkiefer auseinander,
drücke die Glut meiner Zigarette dorthin, wo vorher mein Ellenbogen
war. Gehe nach vorne, um ein Bier zu bestellen.
- Olofs?
- Ein Bier?
- Ololfs, um Gottes Willen, was ist das da hinten?
Meine Finger deuten hinüber.
- Das ist Marlena.
- Marlena, um Gottes Willen, Olofs!
- Ein Bier?
- Wie, wie lange ...
- Acht Jahre. Sie hat sich geschminkt, jeden Tag ein bißchen mehr
als am Tag zuvor.
- Die Knie?
- Auch, alles.
- Ja wie kann sie das machen?
- Wir mußten ihr helfen, das letzte Jahr.
- Schwarz?
- Die Schminke? Verschieden.
- Schwarz und Rot?
- Genau, du hast sie gekannt?
- Um Gottes Willen, gib mir ein Bier, Olofs.
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