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Sieben Tage
Mein Freund wirft den Kopf in den Nacken und öffnet
den Mund. Eine Schneeflocke treibt ihn nach rechts.
- Du hast Dich aufgegeben?
- Du kennst mich doch!
- Ich will wissen, ob Du Dich aufgegeben hast?
- Wie hättest Dus denn gern?
- Ein Mensch, der fünfmal in der Woche in dieses Loch steigt, der
muß sich aufgegeben haben!
Wir gehen wo anders hin. Stehen am Tresen. Mein Fuß tritt ins Leere.
Setzen uns auf die Barhocker. Mein Fuß tritt ins Leere. Sehen Frauen,
na sowas. Frauen, die weg gucken, immer wieder. Ich zähle nach. Es
sind über fünf über dreißig. Irgend etwas macht mich
schläfrig. Ich trinke schneller. Schiele zur Uhr, halb zwölf.
Zu seinem Bierglas, es ist fast leer. Und er bestellt, schon wieder. Ich
bestelle auch, ein schnelles. Die Schaumkrone hinterläßt eine
Pfütze auf dem Tresen, mit Blasen, die nicht zerplatzen. Meine Finger
kramen nach Kleingeld, vergeblich. Ich warte, bis sie sich nähert,
hebe die Hand, den ganzen Arm, und das Gesicht. Doch die Frau auf der
anderen Seite der Bar guckt weg, wohin auch sonst, und verschwindet, wohin
auch immer. Ich gebe es auf. Erhebe mich, gehe nach hinten. Ein Spiegel
zeigt mir, was ich an habe. Hinter mir kein Tisch. Hier ist Platz für
einen Flipper. Zu den Frauen gesellen sich Männer. Und Musik, woher
auch immer. Aus der Wand ragen Haken, an einem hängt ein Schal. Meine
Finger kramen wiederholt nach Kleingeld, diesmal gründlich. Ich ziehe
Zigaretten. Auch in der Toilette wäre Platz für einen Flipper.
Der Händetrockner macht laute Geräusche. Ich gehe zurück
an die Bar, knöpfe die Hose zu. Die heiße Luft hinterläßt
ein angenehmes Gefühl. Viertel vor zwölf, ich setze mich und
trinke aus. Ein Mann beugt sich über den Tresen und fragt nach dem
Wetter in Mailand. Die Frau auf der anderen Seite hört zu und kassiert
lächelnd unser Trinkgeld. Ich passe nicht auf und nehme mit meinem
Ärmel die Pfütze mit. Ziehe den Schal fester um den Hals. Kein
Schnee mehr, der vom Himmel fällt. Aber es ist kalt, wir nehmen ein
Taxi. Mein Freund setzt sich nach vorne, dreht sich zu mir um und grinst.
Zehn Minuten später steigen wir die Treppen runter. Er geht voran
und bleibt stehen, wendet mir nochmal sein Grinsen zu.
- Sag mal, was machst Du eigentlich die restlichen zwei Tage der Woche?
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